Der Vektator

Standard

Vegane Ernährung? Nachvollziehbar!

Geht es um vegetarische oder gar um die noch strengere vegane Ernährung, habe ich seit Jahren die Tendenz, mir selbst immer mehr Regeln aufzuerlegen und meine eigene Ernährung immer mehr auf eine komplett pflanzliche Kost umzustellen.

Ich tue das zum einen aus Ekel vor tierischen Produkten, zum anderen aus Gewissensgründen. Vorgenommen, komplett vegan zu leben habe ich nie, versuche aber z.B. auf Milchprodukte und Eier, die nicht aus Bio-Haltung kommen, zu verzichten. Eier esse ich eigentlich kaum noch, beim Kaffee unterwegs darf es immer öfter auch Soja-Drink sein (Milch soll man ja nicht mehr sagen).

Wie auch bei der Umstellung auf vegetarische Ernährung war dies bei mir immer ein Prozess der bis heute nicht abgeschlossen ist und vielleicht auch nie abgeschlossen sein wird.

Vegane Lebensweise und Extremismus

Heute soll es gar nicht um meine Essgewohnheiten gehen, doch sind diese natürlich der Grund dafür, dass ich auch in den sozialen Medien immer mehr in die vegane Gedankenwelt eintauche.
Neben vielen nachdenklich stimmenden Fakten zur Massentierhaltung, Umwelt- und Gesundheitsaspekten bin ich auch auf etwas gestoßen, dass ich so nicht erwartet hätte:

  • rechten Populismus
  • Extremismus
  • Machtstreben und
  • Weltherrschaftsgedanken.

Ich war mal wieder so naiv zu denken, dass jemand, dem Tierwohl am Herzen liegt, auch ansonsten ein Mindestmaß an Empathie besitzen müsste.

Dabei hätten mich die Erfahrungen, die ich mit gewissen Subjekten in der „Homo-Welt“ machen durfte, eines besseren belehren müssen. Auch da konnte ich schnell feststellen, dass das Streben nach gesellschaftlicher Toleranz und Akzeptanz nicht zwangsläufig dazu führen muss, dass man selbst tolerant anderen gegenüber ist.

Dennoch war ich erstaunt, wie groß die Anzahl der Veganer ist, die offen sind für totalitäre Methoden und rechtes Gedankengut. Viele scheinen außerdem ohne Weiteres dazu bereit zu sein, blind einem Führer zu folgen.

Einen Führer wie Attila Hildmann.

Der vegane Superstar

Attila Hildmann ist smart, gut aussehend und weiß mit Kameras umzugehen. Er ist überaus erfolgreich und hat mit seinen veganen Kochbüchern – nach eigenen Angaben – Millionen verdient. Im TV gibt er sich vollkommen unideologisch. Veganer sei er vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Vor allem die gesundheitlichen Probleme und der Tod seines Vaters und sein eigener Gesundheitszustand hätten zu dieser Entscheidung beigetragen.

Das Publikum liebt Erfolgsgeschichten! Und setzt man Herrn Hildmann einen älteren religiösen Papstberater gegenüber und kombiniert dies mit einem eher schwach vorbereiteten Moderator, wirkt er tatsächlich wie ein heilbringender Supermann.

Ja, Herr Hildmann hat Argumente abseits von Tierwohl und Ideologie. Argumente für Gesundheit und Umwelt. Aber Herr Hildmann hat ebenso (mindestens) zwei Gesichter.

Sein Auftreten auf Facebook ist ein völlig anderes. Gibt er sich im Fernsehen noch als offen für andere Ansichten und Argumente, meint man auf Facebook auf einen anderen Menschen zu treffen. Dort kann man, wenn man sich die Mühe macht, Hildmanns wahren Charakter kennenlernen.

Community: Hey, macht alle mit!

Herr Hildmann bezieht seine Community gerne mit ein, egal ob es nun um die Preisfindung oder gar das Design neuer Produkte geht. Das ist natürlich super.

Naja, wäre es zumindest, denn jeder Preis, den der Vegan-Guru für zu niedrig hält, sieht er als persönliche Beleidigung an: für ihn und sein neues Produkts. Ist ja auch nachvollziehbar, denn er bietet ja nur die allerbesten Produkte an, die man auf dem freien Markt erhalten kann.

OK, frei ist so eine Sache, denn natürlich gibt es solche grandiosen Produkte zunächst nur auf Vorbestellung! Da sollte man schon zuschlagen, bevor man den Preis des Produkts überhaupt kennt. Schließlich muss Herr Hildmann ja erstmal herausfinden, was die Community maximal bereit ist zu zahlen.

Dafür erhält man dann ja auch ein Produkt, dass von der Community für die Community erdacht wurde. Also irgendwie zumindest, denn die durfte ja beim Design mitgestalten. Bei einem Gewinnspiel konnte man sogar die Ehre gewinnen, das Produktdesign komplett kostenlos für Attila Hildmann erstellen zu dürfen. Man musste also gar nichts dafür bezahlen und durfte seine Arbeit einfach so zur Verfügung stellen!
Die Community durfte dann wählen, welches Design das Produkt bekommt, zumindest für den Fall, wenn tatsächlich das Design gewählt wurde, dass Herr Hildmann auch  selbst haben wollte.

Grundsätzlich gilt: Kritik unerwünscht!

Kritik jeglicher Art zu diesen Methoden lässt Herr Hildmann natürlich nicht zu. Im Gegenteil! Er schafft es stets, Kritiker zu diskreditieren und als „Hater“ hinzustellen. Und das Beste: die Community macht dabei bereitwillig mit!

Heuchelei oder verdiente Auszeit vom Veganismus?

Genau nimmt Attila Hildmann den Veganismus allerdings nur bei anderen. Bei Gegnern und Kritikern ist er dabei recht gnadenlos. Für ihn selbst gelten natürlich Ausnahmen: leider, leider ist die Lenkung des Tesla viel zu soft und „der Punch von 200 auf 300“ viel zu lahm, daher ist Herr Hildmann leider dazu gezwungen, zwei weitere Jahre einen nigelnagelneuen konventionellen Porsche mit 500 PS zu fahren.

2017-04-08_Hildmann_Porsche

Aber das hat er sich ja bei all der Weltverbesserei ja auch verdient.
Erstaunlich: die sonst so kritische Community hat auch dafür vollstes Verständnis!

Na und? Attila Hildmann ist eben ein guter Geschäftsmann!

Um ehrlich zu sein, hätte ich einen ähnlichen Artikel so wahrscheinlich schon vor einem Jahr schreiben können. Und er wäre auch an dieser Stelle zu Ende, gäbe es da nicht noch diese anderen Posts von Hildmann.

Rechtspopulismus oder Patriotismus?

Rechtpopulismus? Nein, nichts läge Attila Hildmann ferner!
Was ihn antreibt ist ein völlig gesunder Patriotismus!

Deutsche Tugenden, der Stolz in Deutschland zu wohnen und die deutsche Kultur hatte er natürlich schon als „Knirps“ verinnerlicht. Ohne diese persönlichen Erfahrungen wäre er heute auch sicher nicht so erfolgreich! Natürlich sollen auch andere davon profitieren. Irgendwann will er sogar eine eigene Partei gründen. Fantastisch!

2017-04-08_Hildmann_Patriotische_Kindheit.PNG

Weniger schön findet er allerdings, wie Merkel unser Land kaputt macht. Völlig nachvollziehbar: Attila Hildmann setzt Deutschlands offene Grenzen mit Krieg gleich. Und den will doch wirklich niemand, oder? Schließlich sollte Deutschland aus dem letzten Krieg, der 1945 endete, doch etwas gelernt haben!

2017-04-08_Hildmann_DeutschlandImKrieg

Größenwahn oder Tierschutz mit Augenmaß?

Aber letztendlich sind das alles nur Nebenkriegsschauplätze, den der wahre Krieg findet in Nordindien statt!
Nordindien? Krieg?

Ja, denn dort haben es sich perfide Wilderer zur Aufgabe gemacht, Tiere für Geld auszurotten! Natürlich haben sie die Rechnung ohne Attila Hildmann gemacht. Der nutzt die Einnahmen seines Tigerschutzprojektes dazu, eine Armee aufzustellen und auszurüsten, die im Zeichen des „V“ künftig Jagd auf diese Wilderer machen sollen.

DANACH wäre es natürlich auch sinnvoll, die Bevölkerung über Alternativen aufzuklären.

2017-04-08_Hildmann_AtillasArmee.PNG

Und hier noch einmal eine direkte Kampfansage an die Wilderer:

2017-04-08_Hildmann_Aufräumen

Und in der Zwischenzeit kann er ja wie der von ihm geschaffene neue Comic-Held Daishô trainieren, allen Tierquälern die Köpfe abzuhacken!

2017-04-08_Hildmann_DAISHO

Ironie: aus

Jetzt mal ernsthaft, ohne jegliche Ironie und Spott.

Was da derzeit passiert ist in meinen Augen fast unerträglich.

Da ist also ein erfolgreicher Veganer, ein guter Geschäftsmann, der mit der Verbreitung dieser Ernährungsweise sein Geld verdient und gleichzeitig für viele ein Vorbild ist.

Ja, fehlende Kritikfähigkeit und das Herabsetzen von Kritikern ist auch bei Verfechtern des Veganismus nichts Neues!
Ja, auch populistische Ausfälle und übersteigerter Patriotismus sind nichts Neues!

Was hier aber hinzukommt, sind regelrechte Machtfantasien und Größenwahn. Attila Hildmann sieht sich zumindest im übertragenem Sinne als Samurai, der seine menschlichen Gegner zur Not eben köpft!
Tatsächlich baut er sich ganz real in Nordindien eine Armee auf, die unter seiner Flagge und seinem Zeichen aufräumen soll!

Dieser Mensch hat zahlreiche Auftritte im TV! Dort wird er als Verfechter einer guten Sache dargestellt, als Weltverbesserer, der für das Tierwohl kämpft!
Negatives oder zumindest konstruktive Kritik hört man dort jedoch nicht.
Den einzigen Gegenwind bekommt er allenfalls von erbosten Fleischessern.

Wie so oft in dieser Beziehung, versagen hier die Medien komplett, sei es aus mangelnder Recherche oder Zugunsten eines Wohlfühlfaktors, von dem man sich bessere Einschaltquoten verspricht.

Meiner Meinung nach ein großer Fehler:
Denn Attila Hildmann bringt nicht nur alle Veganer in Misskredit…
Nein, dieser Mensch ist hochgradig gefährlich!




Links und Quellen:

Attila bei Peter Hahne:
https://www.youtube.com/watch?v=AoScv-Q6ItI

Attilas neuer Porsche:
https://www.facebook.com/AttilaHildmannOfficial/posts/1496195507089109:0

Attila als pariotisches Kind:
https://www.facebook.com/AttilaHildmannOfficial/posts/1440427019332625:0

Atillas Armee:
https://www.facebook.com/AttilaHildmannOfficial/posts/1497515980290395

Atilla räumt auf:
https://www.instagram.com/p/BSNtiC2Auxk/

Atillas Comic-Samurai:
https://www.facebook.com/AttilaHildmannOfficial/posts/1508243822550944:0


Zum Weiterlesen:

Indyvegan:
„Indyvegan ist ein Netzwerk von Aktivist*innen, das sich für eine emanzipatorische „vegane Szene“ und gegen jede Menschenfeindlichkeit innerhalb, wie außerhalb dieser Szene einsetzt.“ (Beschreibung als Zitat übernommen)
https://indyvegan.org/

2015 – Retrospektive – Teil 2

Standard

foto by geralt, licence CC0 Public Domain

Dumpfbacken in der Kategorie: Was ist bloß los in diesem Land?

Platz 5 – Ungarn

Ein Land mitten in der EU und Teil der selben. Dabei möchte man das kaum glauben. Der Umgang der Regierung mit allem was fremd ist, insbesondere der Umgang mit den Flüchtlingen ist sehr bezeichnend. Nachdem Zäune und Grenzen innerhalb Europas in den letzten Jahren immer mehr verschwunden sind, baut die ungarische Regierung diese wieder auf, um sich so komplett abzuschotten. Im Land selbst sieht es nicht besser aus. Fremdenfeindliche Plakate, Islamophobie, Antisemitismus… Sind wir hier wirklich in Europa?

Platz 4 – Frankreich

Ja, sind wir! Denn auch in Frankreich passiert Unglaubliches! Terror im Frühjahr in der Redaktion von Charlie Hebdo, Terror in ganz Paris erst vor Kurzem in Cafés, auf einem Konzert, auf offener Straße. – Ja, Frankreich hat dieses Jahr sehr viel durchmachen müssen! Da ist es nur verständlich und nachvollziehbar, dass große Teile der Bevölkerung den rechtsextremen Front National wählen! – NEIN! IST ES NICHT! Terroristen bedrohen unsere Freiheit, unsere Art zu leben und uns fällt nichts besserer ein, als genau solche Leute zu wählen, die diese ebenfalls bedrohen?

Platz 3 – Deutschland

Uns fällt nichts besseres ein? Ja, richtig gehört! Denn angesichts von Wahlprognosen von etwa 10% für die AfD, zehntausenden Mitläufern bei PEGIDA und über 800 Straftaten aus dem rechten Spektrum unter denen viel zu oft brennende Asylbewerberheime waren, brauchen wir gar nicht mit dem Finger auf Länder wie Frankreich zeigen!

Platz 2 – Polen

Geschafft haben es die Rechten in Polen! Die polnische Regierung schafft gerade Stück für Stück die Demokratie in diesem tollen Land ab. In einem Land, das im zweiten Weltkrieg mit am stärksten gelitten hat, bedroht nun die eigene Regierung die Freiheit!

Platz 1 – EU

Eine Freiheit, die wir uns in Europa hart erkämpfen mussten und die immer mehr Stück für Stück anfängt zu zerbröckeln.
Wir schaffen es nicht, in unserer sogenannten Wertegemeinschaft, für sie zu kämpfen.
Aber wir schaffen auch so viele andere Dinge nicht, etwa ein Land wie Griechenland, das finanziell am Boden ist, wieder aufzurichten.
Wir schaffen es nicht, ein paar 100.000 Flüchtlinge gerecht zu verteilen geschweige denn ein paar Millionen.
Wenn 2015 eines gezeigt hat, dann dass es um die EU sehr schlecht bestellt ist.

Natürlich möchte ich nicht unausgesprochen lassen, dass in allen genannten Ländern auch Menschen, Aktionen und Bewegungen existieren, die diesen negativen Entwicklungen versuchen entgegenzuwirken.

Es gibt sie in Ungarn, wo es immer noch Menschen gibt, die in die offene Kamera sprechen und zum Ausdruck bringen, was sie von menschenverachtenden Plakaten halten.
Es gibt sie in Form der Deutschen Willkommenskultur, Demos in Frankreich und Politikern in der EU, die sich für ein besseres Europa einsetzen.Es gibt sie in Form von polnischen Landsleuten, die für die Demokratie auf die Straße gehen und ein paar letzten Journalisten, die einen aussichtslosen Kampf führen, bis sie mundtot gemacht werden!

Mögen alle Menschen, die für das Gute kämpfen, anderen wiederum Kraft geben, aufzustehen und genau das gleiche zu tun! Wir brauchen Hoffnung für 2016!

2015_Collage

2015 – Retrospektive – Teil 1

Standard

Update: 31.12.2015

Jahresrückblicke sind etwas Tolles. Am Ende des Jahres nimmt man sich ein wenig Zeit, das vergangene Jahr zu reflektieren.
Oder, man lässt das andere für sich machen. Kaum ein Sender, kaum eine Sendung kommt ohne aus.

Da will ich mit meinem Blog natürlich nicht hinten anstehen. Also habe ich hin und her überlegt, was dieses Jahr alles passiert ist, über was ich schreiben könnte und was von Interesse ist.
Und ich musste feststellen: verdammt viel!
Ich habe das Gefühl, wo es in anderen Jahren hier und da ein paar Aufreger, ein paar Katastrophen gab, gab es dieses Jahr ein Vielfaches davon.

Nun habe ich nicht vor, jedes Ereignis dieses Jahres zum Thema meines Rückblicks zu machen. Dazu hätte ich während des vergangenen Jahres genug Zeit gehabt. Dennoch ist es für einen einzigen Blog-Beitrag zu viel Stoff. Also mache ich eine kleine Serie daraus.

Ich möchte aber nicht einfach nur ein Thema nach dem anderen chronologisch abhaken, sondern diese in verschiedene Bereiche einteilen. In jeden der Bereiche möchte ich Personen, Gruppierungen etc. mit einer Auszeichnung ehren: der Dumpfbacke! Die Dumpfbacke ist dabei als eine Art Symbol der „Ehrung“ zu verstehen und ist ausdrücklich nicht als Bezeichnung oder Personifizierung der einzelnen Preisträger zu verstehen! Schließlich wollen bzw. dürfen wir hier ja niemanden beleidigen! 😉

Verliehen werden die Dumpfbacken in voraussichtlich sieben Kategorien:
Die Dumpfbacken in der Kategorie …

Bewusst habe ich auch Kategorien ausgewählt, die in anderen Medien weniger vorkommen. Dabei wird es in jeder Kategorie bis zu fünf Plätze geben.

Was haltet Ihr von Jahresrückblicken? Wie findet Ihr meine Idee? Schaut Ihr selbst auf das vergangene Jahr zurück?

Feedback und Meinungen bitte in die Kommentare!

Europa am rechten Abgrund

Standard

Ungarn hat es vorgemacht, Polen macht es nach:
Den Umbau der Regierung und des ganzen Landes hin zu einer illiberalen Gesellschaft, in der es keine Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit mehr gibt, in der Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt oder zumindet verachtet werden.
Eine Gesellschaft, in der nur noch die Meinung des Regierenden zählt.

Schaut man sich die Aufmärsche von PEGIDA und der AfD hier in Deutschland an, erlebt man ein bizarres Schauspiel: Es wird über die etablierten Partei geschimpft, die Presse wird pauschal als Lügenpresse geschmäht und permanent wird sich darüber beschwert, dass man in unserem Land angeblich seine Meinung nicht mehr sagen darf.

Aber für welche Art Meinungsfreiheit steht AfD und Co eigentlich? Doch genau für die Meinungsfreiheit, die aktuell in Polen umgesetzt wird:
Dort wurde TV-Moderatorin Karolina Lewicka kurzfristig suspendiert, weil sie es wagte, dem Vize-Premier-Minister unangenehme Fragen zu stellen!

Was in Deutschland die AfD ist in Frankreich der Front National. Und der hat es bei den Regionalwahlen tatsächlich geschafft, stärkste Kraft zu werden.

Welche Folgen das Erstarken der Rechten in Europa hat, lässt sich bereits jetzt erahnen und teilweise schon spüren.

Ein weiteres Beispiel dafür:
Die EU wollte am letzten Donnerstag eine Vereinbarung zum Abbau bürokratischer Hürden für im Ausland lebende verheiratete und verpartnerte Paare beschließen. Diese Beschluss scheiterte an den Gegenstimmen von Polen und Ungarn, Begründung: sie hätte auch für gleichgeschlechtliche Paare gegolten.

„Den Zustand einer Demokratie erkennt man am Umgang mit seinen Minderheiten!“, heißt es. Nimmt man diesen Satz für bare Münze, sieht es mit den Demokratien in Europa und dem Rest der Welt nicht gut aus!

Naidoo und der ESC

Standard

Selten hat mich ein Thema dermaßen umgetrieben und ist mir gleichzeitig so sehr auf die Nerven gegangen:
Xavier Naidoo und der ESC.

Ja, ich war schockiert zu hören, dass Herr Naidoo Deutschland beim ESC vertreten soll. Ja, ich war erleichtert, dass diese Nominierung zurück gezogen wurde.

Kurz aufregen, argumentieren, dann die Erleichterung – mehr gibt es zu dieser Sache gar nicht zu sagen, sie ist es nicht wert, länger diskutiert zu werden – vor allem in Zeiten, wo es Tag täglich Wichtigeres gibt. Dies dachte ich zumindest.

Stattdessen meldet sich jeden Tag ein neuer Sangeskollege Naidoos zu Wort, nur um die immer gleichen Thesen Gebetsmühlen artig zu wiederholen.

Hier ein paar Beispiele:

„Ich habe ihn schon ein paar mal live erlebt – jetzt freu ich mich, dass Xavier Naidoo beim Eurovision für uns ins Rennen geht. Als Künstler hat er Beeindruckendes geleistet und viele Menschen mit seiner einzigartigen Stimme berührt …“ – Tom Beck

„Zum Thema ESC wollen wir auch noch ein paar Worte
loswerden. 🙂 Xavier Naidoo ist ein sensationell guter Musiker und Freund. Er ist einer der besten Sänger und Songwriter den es in Deutschland gibt – ein großartiger Künstler. Wir freuen uns sehr, dass er beim ESC antritt. Die negative Stimmen zu diesem Thema haben wir mit Unverständnis aufgenommen und können diese nicht teilen. Wir haben Xavier als toleranten, respektvollen und von christlichen Werten geprägten Menschen erlebt, der sich kümmert, neugierig und weltoffen ist …“ – PUR

„Der NDR konnte sich glücklich schätzen, so ein Kaliber wie Xavier für seine Eurovision gewonnen und überredet zu haben. Was jetzt auf seinem Rücken für ein absurdes Theater abgefertigt wird, ist unverständlich. Xavier ist einer der besten und etabliertesten Musiker und Sänger bei uns, weder homophob, noch rechts und reichsbürgerlich, sondern neugierig, christlicher Freigeist und zum Glück umtriebig und leidenschaftlich. Wir brauchen keine Gesinnungspolizei oder Meinungsüberwachung, sondern hoffentlich 80 Millionen verschiedene Köpfe und Wahrheiten. Solange niemand davon verhetzt, verunglimpft, verletzt oder ausgegrenzt wird, ist das Kultur.“ – Herbert Grönemeyer

Was auffällig ist, dass nicht ein einziges Statement auch nur ansatzweise auf die Kritik gegen Xavier Naidoo eingeht. Sie wird mit Unverständnis aufgenommen, als absurdes Theater bezeichnet.
Stattdessen wird Herr Naidoo in den höchsten Tönen gelobt, ein großartiger von christlichen Werten geprägter Freigeist, umtriebig, leidenschaftlich, tolerant und weltoffen.

So jemand darf dann auch mal die unbequemen Wahrheiten aussprechen. Z.B., dass der Schrecken des Kapitalismus einen Namen hat:

„Wie die Jungs von der Keinherzbank, die mit unserer Kohle zocken. Ihr wart sehr, sehr böse, steht bepisst in euren Socken. Baron Totschild gibt den Ton an, und er scheißt auf euch Gockel. Der Schmock ist’n Fuchs und ihr seid nur Trottel“

Tief in unserem Inneren wussten wir es ja schon immer: der Kapitalismus bzw. die zionistische Weltverschwörung ist schuld an unserem Leid, an der permanenten Ausbeutung der Schwächeren zu Gunsten reicher Juden.

Aber damit nicht genug, deckt Xavier Naidoo auch gleich eine weitere Geisel der Menschheit auf, pädophile Schwuchtel, die er auch gleich so richtig rannehmen will:

„Ich schneid euch jetzt mal die Arme und die Beine ab und dann ficke ich euch in den Arsch, so wie ihr es mit den Kleinen macht. Ich bin nur traurig und nicht wütend. Trotzdem würde ich euch töten. Ihr tötet Kinder und Föten und ich zerquetsch euch die Klöten. Ihr habt einfach keine Größe und eure kleinen Schwänze nicht im Griff. Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist? Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer, wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?“

Und er hat damit ja völlig Recht, früher hätte es das beim Führer nicht gegeben.

OK, genug Sarkasmus, es sollte klar sein, worauf ich hinaus will. Das sind für mich die zwei Hauptpunkte, die gegen Herrn Naidoo sprechen. Auf die ganze Reichsbürger- und Weltverschwörungsthematik rund um den 11. September und die ganzen anderen Geschichten will ich mal gar nicht eingehen.

Mir geht es auch nicht in erster Linie um Naidoo, sondern um den ganzen Umgang mit der Sache. Die völlige Ignoranz der Befürworter, denen es völlig egal zu sein scheint, welche Hetze Naidoo verbreitet.
Den Umgang mit den Kritikern, denen Unsachlichkeit, Hass und Feigheit vorgeworfen wird, wie genau in diesem Moment, in dem ich dies schreibe bei Markus Lanz im Gespräch mit Andreas Bourani.
Dieser Shitstorm sei wie der Pranger im Mittelalter an einem Marktplatz, einen wütenden Mob mit Mistgabeln, wie eine Steinigung nur dass die Leute damals noch den Arsch in der Hose hatten, persönlich in Erscheinung zu treten und sich nicht in der Anonymität des Internets zu verstecken!

Jochen_Schaudig(Haugrund)_wütender_Mob(c) Haugrund – mit freundlicher Genehmigung von
Jochen Schaudig (Haugrund)

Sehen so die Kritiker Xaver Naidoos aus?

Schon starker Tobak, Naidoo-Kritiker mit Steinigern und einem wütendem Mob zu vergleichen und diese sogar noch schlimmer zu finden.
Davon abgesehen sind die Vorwürfe an die Kritiker nichts anderes als gelogen. Die Leute sind zu einem Großteil mit ihrem privaten Facebook-Profil aufgetreten, viele mit ihrem echten Namen so wie ich.
Die Argumente gegen Naidoo waren in der Regel nicht aus der Luft gegriffen, sie beruhen auf realen, unveränderten Texten von Naidoo selbst, auf Videos und Interviews mit Naidoo. Nichts wurde hinzugedichtet, nichts böswillig unterstellt.

Von den Befürwortern kam indes nichts außer Lobhudelei für und Verunglimpfung für die Gegner.

Aber genau das passt so gut zu Xavier Naidoo und in unsere heutige Zeit: Fakten werden verdreht, Gegner diskreditiert und niemand scheint mehr zuzuhören. Dieses Phänomen erleben wir leider momentan bei fast jedem Thema.

Und das ist auch wahrscheinlich der Grund, warum mich die ganze Sache mehr beschäftigt, als sie eigentlich sollte.

Unter dem Deckmantel des seriösen Journalismus

Standard

Das Erlernen von Medienkompetenz ist heutzutage wichtiger denn je! In Zeiten von Internet, Smartphones und Facebook haben wir beinahe unglaubliche Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen. Wir können aber nicht nur die neuesten Nachrichten konsumieren, wir können auch gleich unsere Meinung dazu abgeben.

Das Fernsehen und vor allem klassische Zeitungen haben es schwer. Weder sind sie überall verfügbar, noch ist es möglich, auf einfache Art und Weise seine Meinung zu äußern oder gar darüber zu diskutieren.

Natürlich versuchen die klassischen Medien, dass Ganze zu kompensieren. So findet man immer mehr TV-Beiträge auch online und die klassischen Zeitungen sind längst im Internet und in den sozialen Netzwerken vertreten.

Alles wunderbar also? Mitnichten! In einem Medium wie das Internet zählt nämlich nur eins: Klicks! Und wie bekommt man Klicks? Nun, da gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten:

  • lustige Katzenvideos
  • Populismus

Da seriöse Zeitungen nicht nur auf Katzenvideos setzen können, rückt der zweite Punkt immer mehr in den Fokus: der Populismus.

Was für einen Artikel die FAZ am 14.10.2014 veröffentlicht hat, ist an Populismus kaum zu überbieten. Hier wird nicht davor zurückgeschreckt, dem Leser Angst zu machen, ganze Minderheiten unverzeihlichen Verbrechen zu beschuldigen und so zu tun, als wäre dies der Wille der Politik.

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/experten-warnen-vor-zu-frueher-aufklaerung-von-kindern-13203307.html

Diese Ängste werden geschürt:

  • Kinder erleiden in der Schule eine Frühsexualisierung
  • Kinder sollen betatscht werden, Sexspielzeug kaufen, Gruppensex-Rollenspiele machen, Gipsabdrücke von Körperteilen etc.
  • Kinder sollen zur Homosexualität umerzogen werden

Mit diesen Vorurteilen wird gespielt:

  • Homosexuelle sind pädophil
  • Transgender sind Sexbesessene, die Jugendliche mit Sexspielzeug und Nacktbildern aufklären wollen

Das Ganze liest sich so, als wären diese unsäglichen Praktiken Teile des künftigen Lehrplans in NRW und als wäre dies so auch in BaWü geplant gewesen. Die Autorin Antje Schmelcher freut sich am Ende des Artikel auch noch, dass dies zumindest in BaWü vorerst verhindert wurde.

Nun könnte man meinen, ist doch alles halb so wild, eine offenbar ….  Autorin schreibt einen hirnrissigen Artikel, den wahrscheinlich eh keiner beachtet oder für voll nimmt. Wer das glaubt, hat die Rechnung aber ohne Facebook gemacht, das die FAZ natürlich nutzt, um ihre Artikel zu posten. Anscheinend reicht es etwas wie „würde doch bitte einer an die Kinder denken“ in irgendeiner Form auszurufen und schon wird die Internetgemeinschaft zu einem hirnlosen Mob, dem man jeden Unsinn erzählen kann. Die Kommentare sprechen für sich. Fairerweise muss ich aber noch erwähnen, dass sich durchaus vereinzelt auch der ein oder andere Kommentar findet, der den Artikel an sich kritisiert und nicht zur Lynchjustiz auffordert.

Was sich da die FAZ geleistet hat grenzt meiner Meinung nach schon an Volksverhetzung. Aber so scheint man AfD-Wähler, Erzkonservative und Nazis an sich binden zu wollen. Echt ein trauriger Tag für den deutschen Journalismus.

Bleibt nur noch die Frage, wie wir künftig Kindern Toleranz und Medienkompetenz beibringen sollen. Ich kann dies natürlich auch nicht abschließend beantworten, allerdings wären tolerante und kompetente Medien dazu schon sehr hilfreich!